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25 Jahre gute Nachbarschaft

09.08.2016

Mit einer breit gefächerten Festveranstaltung an der Adam Mickiewicz Universität in Poznan (Polen) feierten zahlreiche Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Dahme-Spreewald den vor 25 Jahren geschlossenen Partnerschaftsvertrag. Auf Initiative des Europavereins und des Landkreises Dahme-Spreewald reisten rund 250 Vertreterinnen und Vertreter aus den brandenburgischen Landkreisen Dahme-Spreewald, Oberhavel, Havelland, Teltow-Fläming, Potsdam-Mittelmark und Frankfurt/Oder nach Poznan. Von polnischer Seite nahmen 20 Gemeinden und Landkreise an der Veranstaltung teil.

Landrat Stephan Loge würdigte das Engagement der deutsch-polnischen Bürgerinitiativen. „Es freut mich zu sehen, wie aus Fremden Freunde geworden sind. Ein Beweis dafür sind die vielen Bürgerinnen und Bürger, die uns auf dieser Reise begleitet haben, aber darüber hinaus besuchen sich deutsche und polnische Schülerinnen und Schüler, Sportler, Künstler, Bauern sowie Rentner in regelmäßigen Abständen in Dahme-Spreewald und Wolsztyn“, so Landrat Stephan Loge.

Neben dem Landrat Stephan Loge, der Staatssekretärin Anne Quart und Wojciech Jankowiak, der stellv. Marschall der Wojewodschaft Wielkopolska betonte auch Martin Wille, Vorsitzender des Europavereins Dahme-Spreewald das gute und freundschaftliche europäische Miteinander. „Die seit 25 Jahren gut funktionierende deutsch-polnische Partnerschaft ist ein deutliches Zeichen für die Stärkung des deutsch-polnischen Dialogs auf der Ebene der Zivilgesellschaft. Mit der Festveranstaltung wird nicht zuletzt der Europaskepsis mit der Selbstverständlichkeit grenzüberschreitender Beziehungen entgegengetreten“, so Martin Wille.

Von Seiten des Landkreises Dahme-Spreewald folgten auf Initiative des Europavereins unter anderem der Seniorenverein Schulzendorf, der Städtepartnerschaftsverein Lübben, AG Sport Lübben, Traditionsverein Radensdorf, Heimatverein und Mehrgenerationenhaus Königs Wusterhausen der Einladung nach Poznan. Die Veranstaltung bat den anwesenden Bürgerinnen und Bürgern Gelegenheit, sich von der auf vielfältigste Weise gelebten deutsch-polnischen Freundschaft ein Bild zu machen, die im Jahre 1992 Einzug in die Brandenburger Verfassung hielt.

Am Vormittag informierten sich die Teilnehmenden mit Vorträgen über die historische Entwicklung der deutsch-polnischen Partnerschaft. Dabei wurde nicht nur auf den deutsch-polnischen Vertrag über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit vom 17.06.1991 eingegangen, sondern auch auf die Rolle der Zivilgesellschaft in den Demokratisierungsprozessen beider Nachbarländer vor 1990. Der 28. Juni 2016 wurde gezielt als Konferenztag ausgewählt. An diesem Tag vor genau 60 Jahren begann in Poznan der Volksaufstand, einer der gewalttätigsten Konflikte zwischen Bevölkerung und Staatsmacht in den Ostblockstaaten. Der Aufstand löste eine Lawine aus, die in beiden Nachbarländern zu spüren war. Die Vereinigung von Menschen mit dem gemeinsamen Ziel, für ein freies und friedliches Leben zu kämpfen, wurde im Kontext von Bürgergesellschaften dargestellt und mit Vertretern von Zivilgesellschaften diskutiert.

Sprachliche Hürden wurden mit Hilfe von Studierenden der Linguistischen Fakultät bewältigt. So konnten sich am Nachmittag die Teilnehmenden der vier deutsch-polnische Arbeitsgruppen problemlos begegnen und miteinander austauschen. Im Rahmen des 1. Workshops fand ein moderierter Austausch zwischen den Sport-, Kultur- und Freizeitvereinen zur Praxis des deutsch-polnischen Vereinslebens statt. Die 2. Arbeitsgruppe erörterte am Beispiel der Zusammenarbeit des Frankfurt-Slubicer Kooperationszentrums den Aufbau gemeinsamer Strukturen in beiden Kommunen und die grenzüberschreitende Projektentwicklung. In der 3. Gruppe wurden u.a. Wolfgang Starke, der LDS Wirtschaftsdezernent, und Martin Wille, Vorsitzender des Europavereins, über geschichtliche Ereignisse und Persönlichkeiten diesseits und jenseits der Oder informiert. „Wir suchten nach Spuren, die das Verhältnis zwischen Polen und Deutschen in der Vergangenheit prägten und in der Gegenwart prägen. Ziel war es, Anknüpfungspunkte zu finden und weitere Kooperationen anzuregen“, so Wolfgang Starke. Die 4. Arbeitsgruppe setzte sich unterdessen mit Projekten auseinander, die die Sprach- und Kulturvermittlung des jeweils anderen Landes zum Ziel hatten. Es wurden sowohl Sprachmobile wie das Polenmobil oder der Deutschwagen als auch kleinere, lokale Projekte wie Tandemsprachkurse oder Projekttage an Schulen angesprochen.

Der Landkreis Dahme-Spreewald präsentierte seine Qualitäten als Tourismusregion und als wachstumsstarke Wirtschaftsregion gemeinsam mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Dahme-Spreewald mbH bei der deutsch-polnischen Kooperationsbörse mit einem eigenen Stand. Auf der Kooperationsbörse wurde ein buntes Bühnenprogramm mit Präsentation deutsch-polnischer Kulturprojekte der Partnerregionen (max. 25 Minuten pro Region) gezeigt und regionale Spezialitäten angeboten. „Im Mittelpunkt der Präsentation stehen Chancen und Stärken des Wirtschaftsstandortes Dahme-Spreewald, der zu den erfolgreichsten Regionen Ostdeutschlands zählt. Aber auch unsere wunderbaren touristischen Ziele wie Tropicals Islands, der Spreewald oder das idyllische Dahme-Seenland im Norden des Landkreises“, erläutert Paulina Kleiner, Mitarbeiterin fürr Europaangelegenheiten des Landkreises und Mitorganisatorin der Veranstaltung.

Den musikalischen Ausklang der deutsch-polnischen Kooperationsbörse übernahm der Verein „Musik und Leben“ aus Luckau. Im Anschluss fand eine Stadtführung durch Poznan in deutscher Sprache statt, bevor die Zuschauer Zeuge des öffentlichen Kulturabendessens „Lange Tafel“ im Rahmen des Malta Festivals auf dem Marktplatz wurden.

Das Ziel der Veranstaltung war es, die breite Öffentlichkeit auf gute grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen gesellschaftlichen Initiativen und Bürgervereinigungen aus dem Land Brandenburg und seinen polnischen Partnerregionen im deutsch-polnischen Jubiläumsjahr 2016 aufmerksam zu machen und den Akteuren die Möglichkeit zu bieten, sich untereinander zu begegnen, thematisch auszutauschen und sich zu den Schnittstellen der deutsch-polnischen Geschichte fortzubilden.

Die Veranstalter, der Europaverein und der Landkreis Dahme-Spreewald sowie die Vereinigung Wielkopolska Zentrum für Fortbildung und Selbstverwaltungsstudien (WOKiSS) unterstrichen mit ihrem europapolitisch ausgerichteten Angebot die Bedeutung eines europäischen Miteinanders. Sie werden sich im Rahmen einer aktiven Europapolitik auch weiterhin für die Grundsätze von Demokratie, Frieden und Toleranz im Herzen Europas aussprechen.